Crossing the red line.
Sie kann gerade oder krumm, schmal oder breit sein. Und ein ganz sichtbares Signal, wenn sie rot ist. Die rote Linie, die von jedem*er gesehen wird und jene Grenzlinie markiert, bis zu welcher man sich vorwagen kann. Dahinterliegendes befindet sich in einem Bereich außerhalb dessen, was gut ist für den Menschen. Und doch scheint es, dass wir die rote Linie heute kaum mehr sehen. Gerade wird sie unverschämt oft überschritten. Der Aktionskünstler donhofer. führt uns deshalb am Mittwoch, dem 16. März in einer politischen Kundgebung die rote Linie unverkennbar vor Augen und zeigt unmiss-verständlich auf, wie anmaßend Grenzüberschreitungen heute passieren. Es sind immer Taten und Worte von Menschen, die irreversiblen Schaden anrichten durch Machtstreben, verlorenem Augenmaß und Gier und dadurch einen gesellschaftlichen Klimawandel bedingen. Wo ein zu sanfter Wille weilt, wird ausgenutzt und Überschreitungen der maßgebenden roten Linie finden leichter statt.
Die Grenzübertretenden gibt es überall, in der Politik, der Arbeit, der Wirtschaft, im Bildungssystem, in Familien und innerhalb des Freundeskreises. Ob im öffentlichen oder im virtuellen Raum, es ist immer Mensch gegen Mensch oder Mensch gegen Natur. Es ist nur ein ganz schmaler Grat, der die Menschheit von dem Punkt ohne Wiederkehr trennt.
Wie wendet sich die Zeit, für oder gegen uns?
Wollen wir wirklich als jene Generationen in die Geschichte eingehen, die trotz ihres (Geschichts-)Wissens und Schaffens das bislang modernste und zukunftsträchtige 21. Jahrhundert zu einem Jahrhundert der Selektion und des Wegschauens gemacht hat? Uns an die Grenzen unserer Menschlichkeit bringt?
Mit der roten Linie fordert donhofer. das Hinschauen und regt an, dass jede*r im eigenen Tun mitverantwortlich ist, einen neuen Referenzpunkt innerhalb des Toleranzbereiches zu finden. Und jene Grenzüberschreitenden verweist er darauf, dass sie mit ihren Übertritten die rote Linie immer weiter ausdehnen, das Verwaschen der Grenzen vom Erträglichen, Anständigen zum Untragbaren, Anstandslosen, evozieren. Wir müssen uns wieder besinnen, ausgeglichen mit Nase, Mund, Augen und Ohren, Haut und Händen. Und es selbstverantwortlich in unsere Hand nehmen, die rote Linie zurechtzurücken. Unsere vielgerühmte Solidarität muss auch eine werden mit allen innerhalb des Toleranzbereiches, unbedingt also mit jenen, die den Anstand wahren und die bedenklichen Grenzen nicht überschreiten.
Sehen wir also die rote Linie. Von donhofer. mit roter Kreide gezeichnet, um ihre Fragilität, ihre Durchsichtbarkeit zu veranschaulichen. Auch die rote Linie von donhofer. wird verblassen und weggewaschen werden. Aber der Moment ihres Daseins erinnert an unser Menschenrecht auf Gleichheit, Freiheit und Menschlichkeit.
What's your red line?
CROSSING THE RED LINE - #CTRL